Es muss nicht immer etwas weniger werden, wenn etwas wächst
Matthias Mome hat zu einer Blog-Prade „Ist KVP eine Lüge?“ gebeten und dabei über folgende These von Ex-Berater Karl berichtet:
„KVP beruht auf der Annahme, das Wachstum der einzig relevante Faktor eines Unternehmens zur Steigerung seiner Wirtschaftlichkeit ist. KVP ist endlich und somit zum Scheitern verurteilt.“
Diese These will ich nicht unkommentiert lassen. So provokant wie diese Aussage gemeint ist, so wenig hilfreich ist sie, zu einer Wende zum Guten zu verleiten. Mich beschleicht gar das Gefühl, dass da was nicht stimmt. Also schauen wir mal genauer hin.
Der Begriff Kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP) ist in vielen Unternehmen eine feste Institution, um sich stetig zu verbessern und immer wieder neu zu erfinden. Aber wie jedes Unternehmen seine ganz eigene Kultur hat, ist die Ausprägung vom KVP sehr unterschiedlich. Ob er nur auf dem Papier für das ISO 9001-Zertifikat existiert oder gelebt wird, hängt schlussendlich von den Mitarbeitern ab. Hilfreich gelebt, ist es eine Möglichkeit, eine lernende Organisation zu gestalten. Besonders hilfreich wird die kontinuierliche Verbesserung, wenn die steten Veränderungen der Anforderungen und Technologien zu neuen Optimierungen genutzt werden, um sich der Unternehmensvision zu nähern, statt plumpen Maximierungen nachzueifern.
Nun zum Begriff Wachstum. Ich mag diesen, denn wachsen und lernen ist etwas wunderbares. Die künstliche Begrenzung von Wachstum auf den gesteigerten Verbrauch von Rohstoffen und Energie ist ungünstig. Sparsamer Umgang mit begrenzten Ressourcen ist eine essentielle Aufgabe aller. Dies fällt aber viel leichter, wenn ein technologisches und geistiges Wachstum vorliegt. Und dieses ist und sollte nicht begrenzt sein. Ich will es noch stärker formulieren: Ein Baum z. B. der nicht mehr wächst ist tot. Für mich bedeutet dies, dass die Begrenzung oder Beendigung von Wachstum zum Stillstand, zum Tod führt. Das will ich nicht. Nachhaltigkeit ist für Unternehmen, wie Personen, nur erreichbar, wenn sie selber wachsen und schlauer werden. Je größer das Wachstum des Wissens, das Lernen, einer Person oder Organisation ist desto schöner. Nur darf man nicht vergessen, das eine dazu notwendige Ressource begrenzt ist: Die Zeit. Die begrenzte Zeit gibt den Zyklus von Geburt, Wachstum, Tod vor; Bei Menschen, wie bei Organisationen. Während die einen ihr Wachstum für immer beenden, beginnen die anderen von vorne. Wachstum ist nicht ein lineares Maximieren. Es ist ein stetes Optimieren an die neuen Gegebenheiten in einer komplexen Welt. Dieses Weiterentwickeln ist wunderschön.
Die Korrelation oder gar Kausalität von KVP und wirtschaftlichem Wachstum kann ich nicht nachvollziehen. Ich kann mir das nur erklären, wenn ich mir visionslose Unternehmen vorstelle, die sich nur an maximierten Zahlen und nicht am geschaffenen Nutzen messen. Diese im wahrsten Sinne geistlosen Unternehmen pflegen nach meiner Erfahrung auch wirkungslose KVP-Systeme. So ist eine Begrenztheit nur verständlich. In visionsstarken, lernenden Unternehmen dagegen ist immer ein schier unbegrenztes Wachstum an Wissen und effizientem Umgang mit Ressourcen zu sehen.
Fazit
Wachst so viel ihr könnt und wollt, gerne auch mit Zuhilfenahme von KVP, aber dabei mit immer geringerem Verbrauch von endlichen Ressourcen.